Die WorldSBK in Frankreich – Zahlen, Statistiken, Geschichte
Frankreich war schon in der ersten Superbike WM Saison 1988 Teil der Weltmeisterschaft. Damals gewann Fabrizio Pirovano auf Yamaha in Le Mans. An jenem Wochenende wurde nur ein Rennen ausgetragen. 1989 wurde zum einzigen Mal bislang auf dem Circuit Paul Ricard Le Castellet gefahren und die Siege teilten sich Stephane Mertens und Giancarlo Falappa. Ein Jahr später, 1990, wurde wieder in Le Mans gefahren, Raymond Roche feierte den Doppelsieg und wurde später zum ersten WorldSBK Weltmeister aus Frankreich.1991 eröffnete der brand-neue Magny-Cours Circuit seine Pforten. In jenem Jahr schrieb Doug Polen die Geschichtsbücher. Der US-Amerikaner gewann die beiden Rennen jeweils for Roche. Im zweiten Rennen gewann Polen mit 27,54 Sekunden Vorsprung, was bis heute noch einer der größten Siegvorsprünge in der Geschichte der Superbike WM ist.
Nachdem fast zwei Jahrzehnte nicht in Magny-Cours gefahren wurde, kehrte die Piste als Finale der Saison 2003 wieder zurück auf den Plan. In jenem Jahr dominierte Ducati: Weltmeister Neil Hodgson gewann im ersten Lauf vor Ruben Xaus und Chris Walker. Im zweiten Rennen sah schon alles nach einem weiteren Fila Ducati Doppel aus, doch Hodgson stürzte zwei Runden vor Schluss über das Vorderrad und überließ Xaus den Sieg. James Toseland und Walker rundeten das Podest ab – wieder mit 100-prozentiger Ducati-Quote.
2004 wurde der Frankreich-Lauf zur großen Saisonentscheidung. Die Ducati-Teamkollegen Regis Laconi und James Toseland trennten vor dem Wochenende nur vier Punkte, der Franzose lag vorn. Honda-Pilot Chris Vermeulen lag derweil nur weitere 13 Punkte dahinter. Am Ende lief es für Toseland: Er gewann den ersten Lauf, Laconi wurde Dritter, Vermeulen sah das ziel nicht. Der Brite übernahm auch im zweiten Lauf die Kontrolle über das Geschehen und gewann mit neun Punkten Vorsprung auf Laconi den ersten WM-Titel seiner Karriere. Mit 23 Jahren wurde Toseland zum jüngsten Champion aller Zeiten. Dieser Rekord hat heute noch Bestand.
Im Jahre 2005 hatte Troy Corser den WM-Titel schon in Imola gewonnen, das Finale von Magny-Cours sah Chris Vermeulen noch einmal auftrumpfen. Er holte die Pole Position mit einer unglaublichen halben Sekunde Vorsprung auf Lorenzo Lanzi und gewann den ersten Lauf. Im zweiten Rennen aber hatte Lanzi den besseren Ausgang auf seiner Seite und er gewann den letzten Lauf der Saison.
Die beiden Rennen von 2006 gehören zu den spannendsten der Geschichte, hier kämpfte vier, fünf Fahrer jeweils um den Sieg. Im ersten Lauf fighteten Haga, Corser, Toseland und Bayliss um Platz eins. Toseland gewann schließlich, nachdem er sich vom elften Platz aus nach vorn hatte kämpfen müssen. Am Nachmittag dann waren es Bayliss, Haga, Toseland, Corser und Muggeridge, die sich bis aufs Messer bekriegten. Troy Bayliss aus Australien hatte seinen zweiten WM-Titel zwar schon in der Tasche, feierte aber noch seinen zwölften Saisonsieg.
Auch das Finale 2007 war eines für die Geschichte: Einmal mehr ging es in Magny-Cours um die Titelentscheidung. Toseland peilte seinen zweiten Titel an und musste sich gegen Max Biaggi und Noriyuki Haga durchsetzen. Kurz nach dem Start stürzte Lanzi, nahm dabei Biaggi und Toseland mit. Der Brite musste sich vom Ende des Feldes zurückkämpfen. Haga gewann, Biaggi wurde Sechster und Toseland Siebter. Vor dem letzten Saisonrennen war die WM-Spitze durch nur 20 Punkte getrennt. Toseland machte auf seinem Weg zum zweiten Titel ein paar Fehler und konnte im zweiten Lauf nur Sechster werden. Am Ende gewann Haga den zweiten Lauf, verpasste den Titel aber um nur zwei Punkte an Toseland.
2008 war Magny-Cours nicht mehr die Szenerie des Finales, allerdings aber die vorletzte Saisonstation. Bayliss übernahm die Kontrolle: Er hatte nur noch vier Punkte aus Lauf eins gebraucht, um seinen dritten WM-Titel zu sichern. Kein Problem für den Australier. Er hielt sich aus allen Gemetzeln heraus, gab einen Platz an Fonsi Nieto ab und holte die Weltmeisterschaft mit Rang drei auf dem Podest. Im zweiten Lauf war Bayliss nicht mehr so vorsichtig: Er klemmte sich an das Hinterrad von Haga und ging sechs Runden vor Schluss am Japaner vorbei, gewann den Lauf.
2009 führte Ben Spies im ersten Lauf von Magny-Cours vom Start weg an das Rennen an. Auf der letzten Runde aber machte er einen Fehler und es sah so aus, als würde Noriyuki Haga gewinnen können. Der US-Amerikaner aber schlug noch einmal zurück und übernahm mit zwei Punkten die WM-Führung. Damit hatte Spies einen 88-pünktigen Rückstand auf Haga geschlossen. Im zweiten Lauf aber hatte Spies mit technischen Problemen zu kämpfen und wurde nur Vierter. Haga gewann und übernahm wieder die WM-Führung. Spies sollte dann in Portimão aber Weltmeister werden – in seiner ersten und einzigen Superbike WM Saison.
Nach zwei Jahren war Magny-Cours 2010 wieder das Saisonfinale. Cal Crutchlow setzte sich im ersten Lauf vom Rest der Welt ab und gewann, im zweiten Lauf vereitelte ihm Max Biaggi den Doppelsieg. Der Römer stand schon als Weltmeister fest und verabschiedete sich mit dem Sieg würdig aus der Saison.
Das Jahr 2011stand im Zeichen von Carlos Checa. In Frankreich machte der Spanier keine Gefangenen und holte auf der Althea Ducati den Doppel-Sieg. Magny-Cours war aber einmal mehr nicht mehr das Saisonfinale.
Bis heute zum letzten Mal war Magny-Cours 2012 erneut Finale der Superbike Weltmeisterschaft und es sollte eines der dramatischsten Wochenenden der Geschichte werden. WM-Leader Biaggi stürzte im ersten Lauf in der Adelaide-Haarnadelkurve, wenig später musste auch Jonathan Rea aufgeben. Sylvain Guintoli gewann – der letzte Ducati-Sieg bis Chaz Davies 2015 in Aragón wieder auf das oberste Treppchen fuhr – vor Marco Melandri und Tom Sykes. Der zweite Lauf begann auf nasser Piste. Sykes ging auf Sieg, Biaggi lag auf Rang neun. Dies hätte für Sykes gereicht, um Weltmeister zu werden. Nachdem einige Piloten aber Probleme bekamen, konnte sich Biaggi bis auf Rang sechs nach vorn kämpfen. Damit wurde der Italiener mit dem knappsten Vorsprung der Geschichte Weltmeister – um einen halben Punkt.
Sykes konnte 2013 Wiedergutmachung betreiben und feierte in Magny-Cours den Doppelsieg, dann wurde er beim Finale von Jerez seinen ersten WM-Titel.
2014 war Magny-Cours einmal mehr vorletzte Saisonstation. Aprilia ging in beiden Rennen siegreich hervor, aber auch hier gab es einige spannende Momente. Im ersten Lauf hatte Guintoli die Führung übernommen, wurde aber von Teamkollege Melandri einge- und überholt. Auf den letzten Runden bekam Melandri auf seiner Boxentafel den „traurigen Smiley“ angezeigt – er machte langsamer und winkte Guintoli zum Sieg durch. Auch im zweiten Lauf erwartete man dann dieses Vorgehen. Sykes hatte Probleme und ein Doppel hätte Guintoli mehr als geholfen. Dieses Mal aber fühlte Melandri, dass ein zweites Mal zurückstecken „Zu viel für meinen persönlichen Sponsor“ sei. Trotzdem wurde Guintoli schließlich Weltmeister, als er in Katar den einzigen Doppelsieg seiner Karriere bisher feierte.